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Wie Nennt Man Einen Weiblichen Hund

Artikel/Articles

Das Anna und ihr Hund. Weibliche Hundenamen im Neutrum?

Gerda Baumgartner

Universit�t Freiburg i. �., Suiza

Simone Busley

Johannes Gutenberg-Universit�t Mainz, Alemania

Julia Fritzinger

Johannes Gutenberg-Universit�t Mainz, Suiza

Sara Martin

Universit�t Luxemburg, Luxemburgo

Das Anna und ihr Hund. Weibliche Hundenamen im Neutrum?

Linguistik online , vol. 107, n�g. 2, pp. 99-124, 2021

Universit�t Bern

Abstruse: In numerous German dialects and in Luxembourgish women or girls are referred to in the neuter. This raises the question whether this is also the example for female person animals. Based on information from the research project "Das Anna und ihr Hund – Weibliche Rufnamen im Neutrum", the present commodity examines the gender of names and pronouns referring to dogs. Dogs today are no longer kept primarily to perform functions (guard dog, herding dog) but rather as pets and companions. This is also reflected in the fact that dogs are given names. In full general, these conspicuously mark the sex of the dog.

In the dialects we investigated pronouns, which refer to female dogs, are predominantly masculine, non feminine or neuter. Sex-specific appellatives are not used either. In addition, the consignment of the neuter gender to dogs' names (east.grand. south Frida) occurs much less frequently than to first names of women (east.chiliad. s Anna). The functions of the socio-pragmatic neuter when referring to women, such as marking age, status, or gender roles, rarely appear to play a part when referring to dogs. Only in Luxembourgish, where the neuter primarily marks female sex activity, are female person animals referred to more than often with neuter forms.

one Einleitung

In vielen deutschen Dialekten und im Luxemburgischen stehen Kongruenzformen (nicht-diminuierter) weiblicher Rufnamen nicht wie im Standarddeutschen (nur) im Femininum, sondern im Neutrum. Neutrales Genus kann dabei am Definitartikel (s Annette, et Miriam), aber auch am Personalpronomen ((e)s, (e)t, hatt) und Possessivartikel (em Alina sei Stoffdier, menger Schw�ster s�i Buch) auftreten. Dieses �berregionale Ph�nomen betrifft v. a. westmitteldeutsche Dialekte und das Luxemburgische, aber auch das Alemannische inkl. Elsass und Schweiz (cf. Baumgartner et al. 2020).ane

Femininum und Neutrum fungierten historisch als Statusmarker (Busley/Fritzinger 2018; Busley/Fritzinger 2020): Das Neutrum referierte auf sozial niedriggestellte und abh�ngige unverheiratete Frauen, das Femininum auf sozial h�hergestellte und verheiratete Frauen. Es versteht sich von selbst, dass sich solch ein sozial klassifizierendes System auf die menschliche Referenz beschr�nkt. Das System lid sich insofern gewandelt, als gegenw�rtig nicht nur Change und Status, sondern besonders die pers�nliche Beziehung zwischen sprechender Person und Referentin genusbestimmend sind. In westmitteldeutschen Dialekten und im Luxemburgischen ist das Neutrum dar�ber hinaus grammatikalisiert: Weibliche Rufnamen sind immer neutral und werden in aller Regel auch neutral pronominalisiert.

Dieser Beitrag beleuchtet die Genuszuweisung bei der dialektalen Referenz auf weibliche Tiere. Dabei fokussieren wir uns auf das Haustier Hund, zu dem uns Sprachdaten aus dem Forschungsprojekt vorliegen. W�hrend es erste Studien zur onymischen Sexusmarkierung bei Tieren gibt (zu Hundenamen cf. Schaab 2012; zu appellativen Tierbezeichnungen cf. SchmidtJ�ngst/Sp�th in Vorb.), sind Namenund Pronominalgenus auch f�r das Standarddeutsche bislang g�nzlich unerforscht. Hier setzt der vorliegende Beitrag mit seiner Dialektstudie an. Es interessiert dabei nicht nur, ob sich das soziopragmatische Neutrum �ber den Humanbereich ausgedehnt lid. Dialektale Belege, in denen weibliche Hundenamen weder im Femininum noch Neutrum stehen, sondern sogar – dem Genus-Sexus-Prinzip widersprechend – maskulin pronominalisiert werden, sprechen dagegen, dass Hunde �berhaupt als sexuierte Individuen konzeptualisiert werden, cf. Beispiel (1):

(one) Zack wor Luzzi fott �ver Hegge. Nah en halv Stund kohm eastward widde. […] Der wor hee aafjehoue, jenau.

‚Zack state of war Lucy fort �ber die Hecken. Nach einer halben Stunde kam er wieder. [...] Der state of war hier abgehauen, genau.'

(Interview, Merken, Ripuarisch, m�nnl., 79 J.)

Selbst weibliche Hundenamen im Maskulinum sind belegt, z. B. der Bessy. Besonders aber f�r Variet�ten mit grammatikalisiertem Neutrum, in denen Rufnamen f�r Frauen immer neutral sind, ist es denkbar, dass dies auch f�r Tierweibchen gilt. F�r das Luxemburgische all-time�tigt dies D�hmer (2016: 20), und auch luxemburgische Internetbelege sprechen daf�r, cf. Beispiel (two):

(2) Um Wandhaff donkey an der Sylvesternuecht e grousse due west�issen Hond fortgelaf, east Berger des Pyr�n�es. Et ass eng Mudder d�i op den Numm Lili lauschtert, et donkey awer ganz schei a leeft eventuell fort wa friem Leit op et duer kommen. Wien et f�nnt sollt as well am beschten direkt op d�south Nummer uruffen [...].

‚In Windhof ist an der Silvesternacht ein gro�er wei�er Hund fortgelaufen, ein Pyren�enSch�ferhund. Es ist eine H�ndin, dice auf dem Namen Lili h�rt, es ist aber ganz scheu und l�uft eventuell fort, wenn fremde Menschen auf es zukommen. Wer es findet, sollte as well am besten direkt auf dieser Nummer anrufen [...].'

Radio RTL Luxembourg (2019)

Neutrale, auf Tiere referierende Pronomen finden sich auch im Walserdeutschen der Sprachinseln Issime und Gressoney (cf. Z�rrer in diesem Ring).

Im Fokus steht besides nicht nur die Frage, ob Sexuskongruenz mit dem Neutrum oder dem Femininum hergestellt wird, sondern ob Sexus �berhaupt markiert wird. Damit leistet dice vorliegende Untersuchung sowohl einen Beitrag dazu, den Referenzbereich des soziopragmatischen Neutrums abzustecken als auch referentielle Mensch-Tier-Differenzen aufzudecken. In Abschnitt 2 geben wir zun�chst einen Abriss �ber dice dialektale Genussteuerung bei menschlichen Referentinnen. In Abschnitt 3 r�ckt die Namengebung bei Hunden in den Fokus, die u. a. in der Studie von Schaab (2012) untersucht worden ist, und die sich anhand von Hundenamen-Belegen aus Dialektw�rterb�chern historisch zur�ckverfolgen l�sst. Dabei wird auch das Genus weiblicher Hundenamen thematisiert. Aktuell ist ein Wandel vom Hund als Nutzzum Haustier bzw. Familienmitglied zu beobachten, der auch auf die Namengebung einwirkt: Sexusmarkierung, Individualisierung und Anthroponymisierung nehmen bei Hundenamen zu.ii Dies sehen wir als notwendige Bedingung daf�r, dass das neutrumausl�sende Konzept ‚Vertrautheit' auch die Mensch-Hund-Beziehung umfassen kann. Abschnitt 4 gibt einen kurzen �berblick �ber (dialektale) appellative Hundebezeichnungen und thematisiert deren Sexusmarkierung ebenfalls. Abschnitt 5 untersucht die dialektale Referenz (Namen, Lexik, Pronomen) auf Hunde anhand der im Projekt gewonnenen Sprachdaten. Zugrunde liegen Online-Erhebungen (OnlineFrageb�gen, luxemburgische Spracherhebungs-App Schn�ssen) und direkte Informantenbefragungen. Es zeigt sich, dass Sexusmarkierung mittels Genus, Morphologie und Lexik bei Hunden tats�chlich nur marginal ist und damit auch das soziopragmatische Neutrum selten auf H�ndinnen referiert. Variet�tenspezifische Unterschiede werden bei den Auswertungen ber�cksichtigt. Abschnitt 6 zieht ein Fazit und diskutiert diese starken Abweichungen von der menschlichen Referenz.

2 Das Neutrum f�r Frauen

Das soziopragmatische Neutrum erstreckt sich weit �ber den deutschen Sprachraum (cf. Baumgartner et al. 2020). Das Hauptareal mit hoher Gebrauchsfrequenz liegt gegenw�rtig im Westmitteldeutschen (Luxemburgisch, Moselfr�nkisch, Ripuarisch) und ragt von dort ins Niederfr�nkische (inkl. Niederlande) und Westf�lische hinein. Nach Osten setzt sich die Verbreitung �ber das n�rdliche Zentralhessische und Nordhessische bis ins Westth�ringische fort, nach South�den �ber das Westrheinfr�nkische und das Niederalemannische (inkl. Elsass) bis in die alemannischen Dialekte der Schweiz. Eine Auswertung �lterer Mundartbeschreibungen zeigt jedoch, dass die Verbreitung historisch ausgedehnter state of war und beispielsweise auch das Ostth�ringische, Ostf�lische und Schw�bische umfasste (cf. Busley 2019). Der Abbau ist besonders im Norden dem allgemeinen R�ckgang der Dialekte geschuldet, im S�den verschwinden dice Neutra zunehmend aus dem Dialekt j�ngerer Sprechergenerationen.

Nicht nur die Verbreitung der Neutra, sondern auch ihre Soziopragmatik weist diachrone Ver�nderungen auf. Wie Untersuchungen des �lteren Genuszuweisungssystems zeigen, dienten Neutrum und Femininum urspr�nglich als Statusanzeiger (Busley/Fritzinger 2018; Busley/Fritzinger 2020; Busley 2019). Historischer Prototyp des Neutrums war die unverheiratete Bauerntochter, womit das Neutrum auf den kindlichen Condition sozial niedriggestellter, lediger Frauen Bezug nahm. Das Femininum referierte auf den weiblichen Hausvorstand, d. h. dice Ehefrau und Complain, aber auch auf Frauen h�heren Geburtsstandes.

Diachron wurde der Familienstand als sozial differenzierendes und damit genusbestimmendes Merkmal abgebaut und die Genera haben sich zu Beziehungsanzeigern gewandelt: Das Neutrum gilt vertrauten, das Femininum wenig vertrauten bzw. fremden Frauen und G�dchen. Besonders bei unbekannten Referentinnen ist das Change genusbestimmend, indem das Neutrum auch auf fremde M�dchen referieren kann. Dem alten und neuen System bleibt gemein, dass es ausschlie�lich weiblichen Personen gilt.iii Es haben sich jedoch dialektale Unterschiede herausgebildet, die insbesondere die Frequenz des Neutrumgebrauchs sowie die Reichweite der soziopragmatischen Steuerungsfaktoren betreffen (siehe Baumgartner et al. 2020; Busley/Fritzinger 2020; Busley/Fritzinger in diesem Band). Zwar zeigt das Neutrum �berall ein N�heverh�ltnis zur Referentin an, seine Gebrauchsdom�ne kann jedoch unterschiedlich extendiert sein. Im oben beschriebenen Kernareal ist der Definitartikel weiblicher Rufnamen stets neutral. Starke Inflationierung hat hier zu einer Grammatikalisierung gef�hrt, der Rufname reicht als Neutrumausl�ser. Soziopragmatische Nuancen wie ein bestimmter, f�r das Neutrum erforderlicher Vertrautheitsgrad sind abgebaut. Anaphorische Proformen weiblicher Rufnamen sind im Kerngebiet ebenfalls in der Regel neutral. Besonders im Luxemburgischen hat sich das Neutrum zum sexuskongruenten Normalwert entwickelt, das Femininum ist dem Ausdruck besonderen Respekts vorbehalten (cf. Martin 2019).

Im southward�dlicheren Rheinfr�nkischen und Niederalemannischen ist das Neutrum weniger frequent. Hier ist bei weiblichen Rufnamen, je nach Dialekt, paradigmatische und/oder syntagmatische Genusvariabilit�t zu beobachten (die.das Anna . es.sie). Dass es dice Beziehung zur Referentin erlaubt, auf sie mit dem Rufnamen referieren zu d�rfen, ist notwendige, aber keine hinreichende Bedingung f�r das Neutrum. Vielmehr ist ein bestimmter Vertrautheitsgrad erforderlich, sodass im Neutrum grand�glicherweise auf dice Schwester und enge Freundinnen, nicht aber auf geduzte Arbeitskolleginnen Bezug genommen werden kann. Femininum und Neutrum sind also beide sexuskongruent, die Zuweisung wird durch weitere soziale Faktoren entschieden.

In schweizerdeutschen Dialekten (Hochund H�chstalemannisch) beschr�nkt sich das Neutrum in der Funktion eines ‚Kosegenus' aktuell v. a. noch auf die intimste Beziehungsdom�ne (cf. Baumgartner 2020). Als Ergebnis �ffentlicher Sprachkritik wird es au�erhalb von intim-famili�ren Beziehungen zunehmend als herabsetzend abgelehnt. Das Defaultgenus bei weiblicher Referenz ist das Femininum. Neutrale Artikel und Proformen sind seltener prim�r sozioprag matisch gesteuert (ds Lena, s Anna, exophorisches �south), sondern treten blo� noch als Kongruenzformen zu Hypokoristika mit Suffix -. auf, z. B. ds Leni, s Anni . �south. Wie Christen/Baumgartner (in diesem Band) zeigen, sind diese Hypokoristika insofern geschlechtstypisch, als sie zum einen wesentlich h�ufiger auf Frauen als auf 1000�nner referieren, zum anderen in der Regel nur bei weiblicher Referenz neutral sind.4

Trotz dieser regionalen Unterschiede ist in allen Dialekten die eigene Familie eine Dom�ne, in der Genus fr�her wie heute soziale Hierarchien kodiert. Das Neutrum kann hier nur auf die gleichaltrige und j�ngere weibliche Generation referieren. F�r M�tter und Gro�m�tter verbietet sich das Neutrum aus Respekt. Nur in schweizerdeutschen Dialekten sind neutrale Pronomen auch bei der Referenz auf �ltere Verwandte wie die (Paten-)Tante oder die (Gro�-)Mutter m�glich, was mit den neutrumausl�senden Hypokoristika auf -. (Grosi, Mami) erkl�rt werden kann. Auch auf andere weibliche Respektspersonen wie die Lehrerin oder die Vorgesetzte muss im Femininum referiert werden. Der Faktor ‚Status' ist bei der Genuszuweisung likewise auch heute nicht abwesend, auch wenn die pers�nliche Beziehungsebene (vertraut vs. fremd) im Vordergrund steht. Damit ist auch das Femininum nicht nur reiner Sexusmarker, sondern wird ebenfalls soziopragmatisch zugewiesen.

3 Hundenamen fr�her und heute: Qualit�t und Genus

Der Hund ist das �lteste Haustier des Menschen: Mensch und Hund leben seit ca. 12'000 Jahren zusammen (cf. Schaab 2012: 133). Diese Beziehung z�hlt zu den intensivsten Mensch-TierBeziehungen �berhaupt und hat sich in den letzten zweihundert Jahren noch verst�rkt. Der Hund ist im mitteleurop�ischen und nordamerikanischen Kulturraum allm�hlich vom Nutztier (z. B. Wach-, H�teoder Jagdhund) zum sozialen Gef�hrten des Menschen geworden (cf. ibd.).

Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Hundenamengebung wider. Dobnig-J�lch (1996) stellt fest, dass neben einer hohen Kontaktfrequenz und einem allf�lligen Nutzeffekt auch die emotionale Bindung zwischen Mensch und Tier das Bed�rfnis st�rkt, ein Tier mit Namen zu individualisieren (cf. auch Schaab 2012: 137). So erkl�rt sich auch, dass individuell betreute Tiere wie Katzen oder Hunde eher benannt werden als kollektiv gehaltene Tiere wie H�hner oder Schafe (cf. ibd.). Dass die Benennung von Hunden erst selbstverst�ndlich ist (DobnigJ�lch 1996 spricht von „Namenverpflichtung"), seit sie nicht mehr prim�r Nutztier, sondern Familienmitglied des Menschen sind, impliziert Beispiel (iii) aus einem im Rahmen des Projekts durchgef�hrten Interview.5 Eine Person aus dem ripuarischen Dialektgebiet (das Namenneutrum ist hier grammatikalisiert, cf. Abschnitt 2) antwortet auf dice Frage, wann das Neutrum f�r Frauen gebraucht wird:

(3) Ich due west�rd immer dice Verbindung zum Namen herstellen. De Honk, der hat nat�rlisch kene Naam. [...] Bei ons lid de Hund oder de Katz kene Naam. H�ck dice Kinger han onsre Katz ene Naam jejowwe. [...] Dat joow fr�her nit, dat dice Diere ne Name hotte. Die hatte jo en Funktion. Die Katz un de Hund hatte en Funktion im Haus.

‚Ich w�rde immer die Verbindung zum Namen herstellen. Der Hund, der chapeau nat�rlich keinen Namen. [...] Bei uns hat der Hund oder dice Katze keinen Namen. Heute die Kinder haben unserer Katze einen Namen gegeben. [...] Das gab es fr�her nicht, dass die Tiere einen Namen hatten. Dice hatten ja eine Funktion. Die Katze und der Hund hatten eine Funktion im Haus.'

(Interview, Merken, Ripuarisch, k�nnl., 68 J.)

Der ver�nderte Stellenwert des Hundes affiziert auch die Namenqualit�t. Schaab (2012), die Hundenamensammlungen des fr�hen twenty. Jahrhunderts untersucht hat, stellt f�r das Hundenameninventar in einer Sammlung von Branky (1907)6 fest, dass es sich nur zu xxx,4% (311) aus anderen Namen speist, der Anteil an Anthroponymen (z. B. One thousand�the, Heinz) liegt dabei nur bei 58,8% (183). Eine kursorische Pr�fung deanthroponymischer Hundenamen in �lteren Dialektw�rterb�chern (RhWB, PfWB) ergibt, dass diese gleichzeitig f�r Menschen gerade selten gebraucht wurden. So weist das PfWB etwa Bruno (Bd one: Sp. 1294) und Moritz (Bd iv: Sp. 1428) als seltene Namen f�r Menschen aus, die als Hundenamen aber verbreitet waren. �hnliches vermerkt das RhWB (Bd five: Sp. 1017) f�r Max. Die Namen Hektor (RhWB, Bd 3: Sp. 484), Hella (ibd.: Sp. 495) und Freia (PfWB, Bd two: Sp. 1580) beispielsweise, besonders aber auch Kurzformen wie Theo (PfWB, Bd 2: Sp. 249), Alf (ibd., Bd one: Sp. 161) und Axel (ibd.; Bd 1: Sp. 495) werden ausschlie�lich als Hundenamen aufgef�hrt. Daher ist zu fragen, ob dice genannten Namen nicht vielmehr Zoonymstatt Anthroponymstatus haben. Nur Frequenzanalysen k�nnen jedoch aufzeigen, wie menschlich assoziiert ein deanthroponymischer (Tier-)Proper noun tats�chlich ist bzw. war. Eine Zunahme an deanthroponymischen (Tier-)Namen ist seit Ende des 19. Jahrhunderts nicht nur im Deutschen, sondern auch im Schwedischen belegt, wobei sich das aktuelle Babynamenund das Hundenameninventar – insbesondere bei Referentinnen – erheblich �berlappen (cf. Leibring 2015: threescore).

Viele �ltere Hundenamen dissoziierten jedoch kaum von der Appellativik. Beliebt waren Schaabs Analysen zufolge Namen, die auf Eigenschaften des Hundes Bezug nehmen (cf. Schaab 2012: 140). Sie referierten als Ableitungen aus Substantiven (z. B. Schwarzkopf, Wildfang) oder Adjektiven (z. B. Lustig, Charmante) auf die Merkmale des Tieres. Dar�ber hinaus wurde �ber Bezeichnungen artfremder Tiere metaphorisch auf ein herausstechendes Merkmal des Hundes verwiesen (z. B. Wiesel f�r einen flinken Hund). Auch Schimpfnamen wie Grobian oder Nichtsnutzfinden sich: Hier wird das Versagen des Hundes in seiner Funktion direkt benannt. Satznamen wie Greifan! oder Putzenweg! kategorisieren den Hund durch ihre imperativische Struktur und Funktion eindeutig nach seiner Aufgabe (hier: Wachhund). Nicht selten galten Hundenamen funktionsund/oder rassespezifisch. Dar�ber hinaus machen intransparente Namen (z. B. Ruwi, Asu) in Brankys Sammlung einen Anteil von ca. 39% aus (cf. ibd.).

Insgesamt erweist sich das historische Hundenameninventar im Deutschen damit als vom menschlichen Inventar maximal distinkt.

Auch die Sexusspezifik und die damit verbundene Genuszuweisung �lterer Hundenamen ist f�r die vorliegende Untersuchung von besonderem Interesse. Aufschluss bietet hier das RhWB, wenn homo das Genus von Hundeund Frauennamen in rheinischen Dialekten (Niederfr�nkisch, Ripuarisch, Moselfr�nkisch) vergleicht. Neben der allgemeinen Anmerkung, dass weibliche Rufnamen im G�ltigkeitsareal des W�rterbuches neutral seien (RhWB, Bd 2: Sp. 175), ist i. d. R. das Neutrum (nur selten das Femininum) zus�tzlich in den Lemmaeintr�gen weiblicher Rufnamen vermerkt. Bemerkenswerterweise wurde bei den Namen f�r H�ndinnen ausschlie�lich das Femininum notiert. Beispiel (4) zeigt exemplarisch den Eintrag zu Nelli (RhWB, Bd six: Sp. 146):

(4) Nelli nęli, -lī

one. north. Kurzform f�r Kornelie Verbr. in den St�dten.

2. f. Rufn. f�r einen weibl. Hund Verbr. [...]

Bei Namen, die lediglich als Hundenamen eingetragen sind (z. B. Mira, Missi, Linda, Lissi), ist ebenfalls nur das Femininum angegeben. Dieses distanzindizierende Genus entspricht hier zwar dem Geschlecht des Tieres, kodiert aber auch den biologischen Abstand zum Menschen: In den entsprechenden Dialekten ist das Neutrum das sexuskongruente Genus bei Bezug auf eine mit Rufnamen benannte Frau (cf. Abschnitt 2). In Dialekten mit grammatikalisiertem Rufnamenneutrum ist die Salienz und damit der distanzierende Effekt des femininen Artikels umso gr��er als in Dialekten mit variablem Rufnamengenus.

Dar�ber hinaus berichten TeilnehmerInnen einer Online-Umfrage7 zum Neutrum f�r Frauen, dass Namen weiblicher Hunde fr�her sogar auch maskulin genusklassifiziert wurden, cf. die Beispiele (5) und (vi):

(5) [...] manchmal haben Tiere das ‚falsche' Geschlecht. Der Hund in der Familie meiner Mutter (Siegen) als sie Kind war, state of war eine H�ndin mit Namen N�ck8, wurde aber immer der Hund/der Northward�ck/der genannt.

(Online-Fragebogen, 26180 Rastede, weibl., 20-29 J.)

(vi) [...] Wobei unsere H�ndin vor 50 Jahren als de as well der Bessy bezeichnet wurde. Vielleicht, weil man allgemein von dem Hund sprach, heute legen die Leute mehr Wert darauf, ob es sich um eine H�ndin oder einen R�den handelt.

(Online-Fragebogen, 56567 Neuwied-Altwied, weibl., l-59 J.)

Hier wird das Genus-Sexus-Prinzip durch das „Hundegenus" Maskulinum �berschrieben. Genus leistet in diesen F�llen keinen Geschlechtsbezug bzw. weckt dar�ber hinaus sogar Assoziationen an das falsche Geschlecht. In Kombination mit einem f�r Menschen untypischen Rufnamen markiert es die fremde Artzugeh�rigkeit maximal. Wahrscheinlich spielen m�nnliche Genderisierungen des Hundes per se, d. h. Vorstellungen vom Hund als m�nnlichem Tier, der maskulinen Genusklassifizierung zu. Leibring (2015: 59) zufolge spiegelt sich diese m�nnliche Prototypikalit�t auch in der Popul�rkultur: „Nearly dogs in literature and popular culture are male, and more than male dog names have been transferred from earlier times." In den vorliegenden Daten spricht daf�r auch, dass H�ndinnen sogar genuin m�nnliche Hundenamen erhalten haben, wie Beispiel (7) aus der Online-Erhebung belegt:

(seven) [...] der Hund state of war immer m�nnlich, auch wenn es eine H�ndin war, und hie� z. B. Pluto9.

(Online-Fragebogen, 66763 Dillingen-Diefflen, weibl., 60-69 J.)

Der weibliche Hund entspricht besides konzeptuell eher einem maskulin klassifizierten Konzept

‚Hund' als einem Konzept ‚weiblicher Mensch', das mit Neutrum bzw. Femininum assoziiert ist.

Wie Schaab (2012) zeigen kann, affiziert der Funktionsverlust des Hundes und seine Entwicklung zum Haustier auch die Namengebung. Durch die emotionale Bindung zwischen Hundebesitzer und Hund, die einer Eltern-Kind-, einer Liebesoder Freundschaftsbeziehung gleichen kann (cf. Dotson/Hyatt 2008: 458), wird der Hund nicht selten vermenschlicht, er wird zum Individuum. Damit wird auch sein Geschlecht als individuierendes Merkmal onymisch exponiert. And then stellt Schaab (2012: 147) anhand einer Fragebogenstudie zu aktuellen Hundenamen fest, dass jeder zweite Hund mittlerweile einen menschlichen Namen bekommt, d. h. neben Familiennamen (Einstein, Lagerfeld) �berwiegend Rufnamen: 120 der von Schaab ermittelten deanthroponymischen Hundenamentypes finden sich in den Top 200 der h�ufigsten Jungenund M�dchennamen des Jahres 2010, wobei H�ndinnen sogar etwas h�ufiger mit einem Anthroponym benannt werden. Dieselbe Tendenz stellt auch Leibring (2015: 52–58) im Schwedischen fest. Nicht nur durch die Geschlechtsdefinitheit der menschlichen Rufnamen nimmt die Sexusmarkierung bei Hundenamen zu. Auch bei intransparenten Namen, die nicht dem menschlichen Inventar entnommen sind, wird die Sexusmarkierung insbesondere �ber den Auslaut vorgenommen: Die Namen von H�ndinnen enden oftentimes auf -. oder -i, die von R�den auf -o oder Konsonant. Tequila etwa ist eine H�ndin, Lark ein R�de.

4 Sexusspezifische Hundebezeichnungen

Eine korpusbasierte Untersuchung zum Gebrauch sexusdefiniter Tierbezeichnungen im Standarddeutschen, die auch das Lexem Hundinkludiert, findet sich bei Schmidt-J�ngst/Sp�thursday (in Vorb.). Diese zeigt, dass Hundvon allen belegten Tierlexemen in weiblichen Kontexten (es wurde nach Lexemen wie due south�ugen und tr�chtig gesucht) am h�ufigsten mit -in moviert wurde. Schmidt-J�ngst/Sp�th begr�nden dies mit dem h�heren Belebtheitsgrad des Hundes im Vergleich zu den anderen Tierarten.

Kommentar (five) in Abschnitt iii deutet jedoch bereits darauf hin, dass geschlechtsdefinites Referieren auf Hunde in den Dialekten, z. B. mit der Movierung H�ndin oder einem anderen sexusdefiniten Lexem, fr�her ungebr�uchlich war. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass Sexus selbst am weiblichen Hundenamen nicht markiert wurde.

Das SHW (Bd 3: Sp. 783) etwa bemerkt, Hund werde im s�dhessischen Dialekt gebraucht „wie nhd., wobei im allgemeinen zwischen den nat�rlichen Geschlechtern nicht unterschieden wird; soll das Geschlecht hervorgehoben werden, spricht man von R�de und Zaupe".

Auch dem RhWB (Bd 3: Sp. 944) zufolge ist der Satz Usen H[und] h�t Jongen ‚Unser Hund chapeau Junge' bei der Referenz auf eine H�ndin vollkommen angemessen. Wie im SHW werden geschlechtsspezifische Lexeme f�r den Fall angegeben, dass „die Geschlechter bes[sonders] betont werden sollen" (ibd.).

Dar�ber hinaus l�sst auch die Lexik die Vermutung zu, dass Hunde m�nnlich genderisiert sind (cf. Abschnitt 3), wozu das maskuline Genus der Tierbezeichnung wahrscheinlich erheblich beitr�gt (cf. Schmidt-J�ngst/Sp�th in Vorb.). Daf�r spricht au�erdem, dass Hund umgangssprachlich und in manchen Dialekten f�r die sexusdefinite Referenz auf einen m�nnlichen Hund verwendet wird, zu dem H�ndin oder auch ein anderes Lexem f�r den weiblichen Hund kontrastiert wird (Beispiel: Ist das ein Hund oder eine H�ndin?, Duden online: s. five. Hund [xviii.07.2020]). Au�erdem gelten, so zeigt es Karte 532 im Sprachatlas des Deutschen Reichs (Wenker 1888–1932), dialekt�bergreifend Varianten von Hund zur geschlechtsindefiniten Referenz, in einem gro�en westf�lischen Areal aber wurde gerade R�e ‚R�de' f�r die Referenz auf beide Geschlechter generalisiert.10

Schmidt-J�ngst/Sp�th (in Vorb.) diskutieren, dass sich insbesondere f�r Nutztiere neben einem Oberbegriff geschlechtsspezifische Lexeme auspr�gen, insbesondere dann, wenn das Geschlecht f�r die Nahrungsversorgung des Menschen relevant ist (z. B. Huhn.Hahn.Henne). Leppla (2015: 135) zeigt au�erdem, dass gerade dice Zuchtnamen von Hunden „ausnahmslos sexusmarkiert" sind. Dieses „overdoing gender" (ibd.: 120) schw�cht sich in der Haustiernamengebung ab, wo eine Zunahme von sexusambigen Rufnamen – h�ufig Kurzbzw. Koseformen, die auf hypokoristisches -.enden – zu beobachten ist (cf. ibd.: 138).

Im Luxemburgischen zeichnet sich dar�ber hinaus in Daten aus der Spracherhebungs-App Schn�ssen 11 ein lexikalischer Wandel bei der Referenz auf Hunde ab: Hier scheint sich das luxemburgische Hond gegen�ber dem auch im Moselfr�nkischen und Ripuarischen (dort M�pp) verbreiteten Mupp 12 (one thousand.) durchzusetzen. Abbildung 1 illustriert, dass Mupp mit Hund konkurriert und in j�ngeren Sprechergenerationen an Frequenz zunimmt.

Verteilung der Bezeichnungen f�r Hunde im Luxemburgischen nach Alter der Gew�hrspersonen, n = 828 (Methode: Schn�ssen-App)
Abbildung 1
Verteilung der Bezeichnungen f�r Hunde im Luxemburgischen nach Alter der Gew�hrspersonen, n = 828 (Methode: Schn�ssen-App)

Es ist im Luxemburgischen zwar chiliad�glich, mit dem Femininum Mudder geschlechtsdefinit auf eine H�ndin zu referieren (cf. Beispiel (1) und Abschnitt i), allerdings gilt das Lexem f�r das Tierweibchen allgemein. Da im Luxemburgischen auch Diminutive das Genus ihrer Basis beibehalten (z. B. de Mippchen ‚das (westward�rtl. der) H�ndchen'), ist dice appellativische Referenz auf einen Hund im Luxemburgischen somit i. d. R. maskulin.

Maskulin sind – wohl durch das Hyperonym Hund motiviert – im Deutschen au�erdem alle Hunderassenbezeichnungen wie der Dackel, der Chihuahua, der Whippet. Das Maskulinum ist produktiv und �bertr�gt sich auch auf neue Rassenbezeichnungen, in F�llen wie Deutsch Drahthaar (m.) setzt es sich gegen das Letztgliedprinzip durch. Ausnahmen sind die alten Hunderassenbezeichnungen Dogge (f.) und der Schwankungsfall Bracke (m./f.). Diese Rassenbezeichnungen g�nnen ebenfalls zur Referenz auf Hunde verwendet werden (cf. Abschnitt v.ii), geschlechtsspezifische Referenz kann dabei kompositionell (z. B. das Dackelweibchen, Labradorh�ndin), syntaktisch (z. B. weiblicher Chihuahua) oder durch Movierung (z. B. Labradorin, Dackelin) hergestellt werden.thirteen

5 Empirische Untersuchung: Sexusund Beziehungsmarkierung bei Hunden

Die vorherigen Abschnitte haben insbesondere einen �lteren Stand zur Referenz auf Hunde (Hundenamen und -bezeichnungen, Genus) dokumentiert, dessen Aktualit�t es empirisch zu pr�fen gold. In einer Online-Erhebung (5.1) wurden metasprachliche Daten zur Genuszuweisung bei Tiernamen im Allgemeinen gesammelt, unter denen sich auch Hinweise zur Referenz auf Hunde finden. Mit einem Videoexperiment (v.ii.) wurde die spontansprachliche, dialektale Referenz (Gebrauch von Rufname, Hundebezeichnungen, Genus) auf einen fremden Hund erho-

5.1 Online-Erhebung

In der Online-Erhebung wurde u. a. nach dem Neutrum f�r weibliche Tiere gefragt. Die Antworten fallen sehr unterschiedlich aus. Neben dialektalen und artspezifischen Unterschieden sind auch individuelle, dice pers�nliche Beziehung zum Tier betreffende Einfl�sse auf die Genuswahl zu verzeichnen. F�r einige TeilnehmerInnen etwa schlie�t sich das Neutrum auch gegenw�rtig f�r alle weiblichen Tiere aus, cf. Beispiel (8):

(8) [...] das/es/s kenne ich nicht von weiblichen Tieren, eher kenne ich die one thousand�nnliche Bezeichnung bei z. B. Hunden, obwohl es H�ndinnen sind, wie ‚de Dusky', bei Katzen und Yard�hen kenne ich eher die Bezeichnung ‚dice Muschi' oder ‚die Liese', das/es/s kenne ich h�chstens in Verbindung mit Verkleinerungsformen wie z. B. ‚es Peterche' [...].

(Online-Fragebogen, 66578 Schiffweiler, weibl., 50–59 J.)

In diesem Beispiel deutet sich nicht nur beim Hund, sondern auch bei anderen Tierarten (z. B. Katze) eine artspezifische onymische Genuszuweisung an, die sich nach dem Genus des Hyperonyms richtet. Auf die Genuszuweisung bei Katzen werden wir in Abschnitt 5.4 kurz zur�ckkommen.

Dass eine Anthropomorphisierung des Tieres f�r eine Geschlechtsund Beziehungsmarkierung mittels Genus notwendig ist, indiziert auch Beispiel (9):

(ix) [...] um ein Tier als ‚Es' zu bezeichnen, muss ich das Tier erst einmal ‚vermenschlichen'. Bei Hunden oder Katzen ist das oftentimes der Fall. Andere Tiere wie bspw 5�gel oder Kanninchen behandelt man selten wie ein kleines Infant. Von meiner H�ndin spreche ich mit ‚Es', da ich auch eine pers�nliche Verbindung zu ihr habe.

(Online-Fragebogen, 66271 Kleinbittersdorf, weibl., 20–29 J.)

Hier werden artspezifische Unterschiede bei der Genuszuweisung mit der Empathie begr�ndet, die dem Tier zukommt. Zus�tzlich zur Tierart, die dem Menschen konzeptionell n�her oder ferner stehen kann, ist die pers�nliche, emotionale Bindung zum Tier f�r die befragte Person entscheidend. Einige Fragebogen-TeilnehmerInnen ziehen dabei eine klare Grenze zwischen Hausund Nutztieren, cf. Beispiel (10):

(x) nur et [...] bei Haustieren, nicht bei Nutztieren, besides zu denen man einen pers�nlichen Bezug hat.

(Online-Fragebogen, 56865 Moritzheim, weibl., 30–39 J.)

F�r andere TeilnehmerInnen reicht allein die Benamung eines weiblichen Tieres (die nat�rlich selbst eine gewisse Bindung zum Tier voraussetzt) f�r das Neutrum aus, cf. Beispiel (xi):

(11) Wenn ein Tier einen Namen hat, spielt die Tierart keine Rolle.

(Online-Fragebogen, 33100 Paderborn, weibl., l–59 J.)

Notwendige (aber nicht hinreichende, cf. Abschnitt 5.2) Bedingung daf�r ist, dass das Neutrum auch bei menschlich-weiblicher Referenz das unmarkierte, sexuskongruente Genus ist.

v.2 Videoexperiment

Gr��ere Datenmengen zur Referenz auf einen weiblichen Hund liegen aus der Erhebungsmethode ‚Videoexperiment' vor. Den Gew�hrspersonen wurden kurze Videosequenzen (ohne Ton) vorgespielt, in denen weibliche Personen unterschiedlichen Alters verschiedene T�tigkeiten aus�ben. Sie sollten das Geschehen simultan in ihrer Ortsvariet�t beschreiben. Vor bzw. bei ihrem ersten Auftreten wurden dice Rufnamen der Protagonistinnen, dice den Gew�hrspersonen allesamt unbekannt waren, eingeblendet. In einer der Videosequenzen interagiert eine junge Frau (Miriam) in verschiedenen Szenen mit ihrer H�ndin Frida, cf. Abbildung 2.

Szene aus dem Videoexperiment (H�ndin Frida und ihr Frauchen Miriam)
Abbildung 2
Szene aus dem Videoexperiment (H�ndin Frida und ihr Frauchen Miriam)

Frida ist eine sehr kleine Mischlingsh�ndin. K�gliche Einfl�sse der Rasse und Thou�rpergr��e auf die Genuszuweisung wurden bei der Konzeption der Methode nicht ausgeschlossen. Zur eindeutigen Geschlechtsmarkierung wurde ein sexusdefiniter Proper noun f�r die H�ndin gew�hlt. Geschlechterassoziationen wurden zus�tzlich durch gegenderte Farbwahl (pink) bei Geschirr und Leine unterst�tzt.

Es liegen Daten aus insgesamt 214 Videobeschreibungen vor. Sie verteilen sich auf SchweizerInnen und Deutsche aus 37 verschiedenen Orten sowie x ortsunabh�ngig befragte LuxemburgerInnen (cf. Baumgartner et al. 2020.).

F�r dice folgende Analyse hierarchisieren wir die f�r die Referenz auf Hund und Mensch zur Verf�gung stehenden Wortarten hinsichtlich ihrer Belebtheit (cf. Silverstein 1976: 176):


West�hrend sich der Belebtheitsgrad f�r auf Mensch und Tier referierende Pronomen und Rufnamen nicht unterscheidet, sind Appellative auf diese Weise untergliedert, dass f�r humanexklusive Appellative ein h�herer Belebtheitsgrad angesetzt wird als f�r andere belebt referierende Appellative. Entscheidend ist die konkrete Wahl der referierenden Wortart, die entschl�sselt, als wie belebt die Referentin konzeptualisiert wird. Beobachtungen von Fraurud (1996) zu Unterschieden bei der Referenz auf Mensch und Tier legen mit Blick auf die obige Belebtheitsskala nahe, dass Tiere konzeptuell weniger belebt sind als Menschen. Ausgehend von dieser Grundannahme bemerkt Fraurud einen vermenschlichenden und damit statuserh�henden Effekt bei der Benennung von Tieren insbesondere in solchen F�llen, in denen dies optional ist (cf. ibd.: 81f.). Sie f�hrt weiterhin aus, dass auf Tiere auch dann mit einem Appellativ referiert werden k�nne, wenn sie bereits mit ihrem Namen in den Diskurs eingef�hrt wurden, west�hrend dies bei Menschen einen pejorativen Effekt habe (ibd.: 83). Zudem werden menschliche ReferentInnen h�ufiger pronominalisiert als nicht-menschliche. Der folgende Vergleich zur Referenz auf H�ndin Frida und ihr Frauchen Miriam zeigt, dass die Wahl des Referenzmittels belebtheitsgesteuert ist.

Insgesamt sind i'870 Bezugnahmen auf Frida zu verzeichnen, die sich wie folgt anteilig auf dice Referenzformen Rufname, Appellativ und Pronomen verteilen (Tabelle one):

Tabelle ane

Gesamtanteile der Referenzformen f�r H�ndin Frida (Methode: Videoexperiment)

Referenzform Anteil
Rufname 349 (18,half-dozen%)
Appellativ 815 (43,five%)
Pronomen 708 (37,viii%)
gesamt 1'872 (100%)

Tabelle 2 zeigt zum Vergleich Daten zur Referenz auf Fridas Frauchen Miriam aus ausgew�hlten Ortspunktenxiv (cf. Busley in Vorb.):

Tabelle 2

Anteile an Referenzformen f�r Hundebesitzerin Miriam in ausgew�hlten Ortspunkten (Methode: Videoexperiment)

Referenzform Anteil
Rufname 73 (11,half dozen%)
Appellativ 18 (2,9%)
Pronomen 539 (85,6%)
gesamt 640 (100%)

Der Unterschied zur Referenz auf Frida ist gravierend. W�hrend auf Frida am h�ufigsten mit den unbelebteren Appellativen referiert wird (43,v%), ist der Anteil an Bezugnahmen auf Miriam mit hochbelebten Pronomen (85,vi%) am gr��ten. F�r die Referenz mit Appellativen betr�gt die Quote bei Miriam sogar nur 2,nine%.

Beispiel (12) veranschaulicht die referenzdeterminierte Wahl der Wortart: In dieser Videobeschreibung aus dem Erhebungsort Rheinbach (ripuarischer Dialekt) wird Miriam zun�chst mit ihrem Rufnamen eingef�hrt und anschlie�cease durchg�ngig pronominalisiert (Referenzen einfach unterstrichen). Bei H�ndin Frida hingegen wird nicht nur auf die Referenz mit dem vorgegebenen Rufnamen verzichtet, sondern ausschlie�lich mit Appellativen auf sie Bezug genommen (Referenzen doppelt unterstrichen).15

(12) G1: jetz jehd et �m et miriam. united nations dat merream �s im bad un deet sisch grad de h�ngk waische. m�ht de kran zo. deet sich jetz de h�ngk am handtooch afbotze. united nations deet dat handtoch zesammel�je. un, united nations dann f�ngd et aa sisch de oore inzeschmeere. ((lacht)) isch wee� nit, wie mer dat nennt.

G2: 1000�ht sich sch�nn.

G1: ja. m�ht sich sch�nn. aha. un dann deed et no ne lippestif nemme united nations d��t sich, d��t sich de lippe notrecke. un jetz is et drusse. im freie. un h�d ene kleene hongk. due east janz klee h�ngksche. on, �h, deet der hongk streichele. united nations dann jidd et dem h�ngksche och jet, �h, ze fresse. h�dd et grad us de taisch kreesche. deet dem hongk jet ze fresse. jetz deed et met dem h�ngksche spelle. un wirp jet weg. un der, dat h�ngksche, kleene hungk soll dat holle. un jetz k�dd et met dem hongk widde no huus. jeht dorsch de stroo�. united nations jetz thou�dd et mit dem hongk in de d�r erin. in de wonnong. united nations m�ht, �h, die ling vom hungk af. kann der hongk alleen loofe. dice ling act et an der, �h, an der d�r. h�nge de d�r is en hoke. deed et, �h, die ling ophange. un dann deed et de mantel us. deet der mantel och an de hoke hange. united nations singe schal human action et och an de hoke hange. dann deed et, �h, de schohn united states of america. un stellt die practise 5�r en bloom. engk.

(Videoexperiment, Rheinbach, Ripuarisch)16

Abbildung 3 zeigt die im Videoexperiment verwendeten Appellativef�r Frida mit Angaben zum Genus, das Einfluss auf dice Genuszuweisung anaphorischer Pronomen nehmen kann (s. u.). Dice Appellative sind in der Darstellung and so gruppiert, dass die Bezeichnung Hund und diminuiertes H�ndchen (inkl. seltener Komposita wie Taschenhund, F�hrtehund) jeweils von anderen Hundebezeichnungen wie Mupp.One thousand�pp (cf. Abschnitt 4) oder K�ter, Hunderassenbezeichnungen wie Pudel, Terrier, West Highland oder Dackel und sonstigen Bezeichnungen getrennt wurden.

Appellative f�r H�ndin Frida nach Genus, n = 815 (Methode: Videoexperiment, alle Erhebungsorte)
Abbildung 3
Appellative f�r H�ndin Frida nach Genus, n = 815 (Methode: Videoexperiment, alle Erhebungsorte)

Das Maskulinum Hund macht mit insgesamt seventy,1% (571) der appellativischen Referenzen den gr��ten Anteil aus. Schmidt-J�ngst/Sp�thursday (in Vorb.) konnten zeigen, dass Geschlechtsdefinitheit dann umso h�ufiger hergestellt wird, wenn das Genus der geschlechtsindefiniten Tierbezeichnung das Genus-Sexus-Prinzip verletzt, allerdings wurden spezielle geschlechtsspezifische Kontexte abgefragt. Aus der hier vorliegenden Studie gibt es keine Belege f�r dice Movierung H�ndin, auch andere geschlechtsdefinite Bezeichnungen fehlen. An zweiter Stelle steht das Diminutiv H�ndchen (inkl. dialektaler Varianten wie H�ndli: 22,six%; 184). Damit wird Fridas K�rpergr��e h�ufiger morphologisch markiert als ihr Geschlecht. Die drei maskulinen H�ndchen-Belege stammen aus dem Luxemburgischen, in dem das Diminutiv das Maskulinum seiner Basis beh�lt. Andere Hundebezeichnungen und Hunderassenbezeichnungen treten mit jeweils 2,ii% (xviii) sehr selten auf und sind bis auf wenige neutrale Ausnahmen ebenfalls maskulin. Unter den sonstigen Bezeichnungen (ii,9%; 24) finden sich neben Tier und Kerlchen Metaphern wie Wollkn�uel, Wuschel sowie die Feminina halbe Portion und Fu�hupe, womit auch Inanimata auf Frida Bezug nehmen. Bei der Referenz auf erwachsene menschliche Referentinnen kam dies im Videoexperiment nicht vor.

Untersuchungen zum Genus decken weitere Mensch-Tier-Differenzen auf. Zun�chst zum Rufnamengenus. F�r die folgende Auswertung wurden alle Frida-Belege mit genusdistinktem Artikel ber�cksichtigt. Damit wurden Belege aus Luxemburg ausgeschlossen.17 Maskuline Artikel, wie sie in Abschnitt 3 beschrieben wurden, kamen nicht vor, sodass mit dem Femininum oder Neutrum immer ein geschlechtsdefinites Genus gew�hlt wurde. Tabelle 3 gliedert die insgesamt 265 Artikelbelege nach zugeh�rigem Dialektgebiet und Genus. Fett markiert sind diejenigen Dialekte, in denen das Neutrum bei menschlich-weiblichen Rufnamen grammatikalisiert ist.

Tabelle iii

Rufnamengenus bei Referenz auf H�ndin Frida nach Dialektgebiet (Gebiete mit grammatikalisiertem Neutrum fett), n = 265 (Methode: Videoexperiment, Erhebungsorte in Federal republic of germany und in der Schweiz)

State Genus Dialektgebiet Femininum Neutrum gesamt
Deutschland Moselfr�nkisch x 22 32
Moselfr�nkisch/Ripuarisch 2 0 2
Niederalemannisch 14 3 17
Niederalem./Hochalem. 5 0 5
Rheinfr�nkisch 26 0 26
Rheinfr�nkisch/Moselfr�nkisch 17 0 17
Ripuarisch 0 10 ten
Westf�lisch 5 2 7
Zentralhessisch 5 0 5
Schweiz Niederalem./Hochalem. 7 0 vii
Hochalemannisch 3 4 seven
Hochalem./H�chstalem. 2 0 0
H�chstalemannisch 51 2 53

In den Dialekten mit grammatikalisiertem Rufnamenneutrum wird mit Ausnahme des Ripuarischen dem Hundenamen nicht mit der gleichen Frequenz das Neutrum zugewiesen wie bei Frauennamen. Diese Ergebnisse offenbaren, dass das Merkmal [+ menschlich] eine hinreichende Bedingung f�r die feste Verbindung von [+ weiblich] und Neutrum ist. Damit �berwiegt in diesen Ortsvariet�ten bei der Referenz auf Frida das Femininum, das bei menschlich-weiblicher Referenz das sehr selten gebrauchte und markierte Distanzgenus ist. Distanz ergibt sich hier jedoch nicht aus Statusdifferenzen oder Unvertrautheit, sondern fremder Artzugeh�rigkeit. In den anderen Dialekten handelt es sich bei den neutralen Hundenamenartikeln um Einzelbelege.18

F�r die folgenden Analysen zum Pronominalgenus bei der Referenz auf Frida gibt Tabelle iv zun�chst einen �berblick. Dice Ergebnisse wurden nach Land (Federal republic of germany, Schweiz, Luxemburg) zusammengefasst, da die Daten keine Dialektspezifik zeigen.

Tabelle 4

Pronominalgenus f�r H�ndin Frida nach 50�nderspezifischer Erhebung, n = 708 (Methode: Videoexperiment)

Pronominalgenus f�r H�ndin Frida nach l�nderspezifischer Erhebung, n = 708 (Methode: Videoexperiment)

Dice maskulinen Pronomen �berwiegen mit 63,seven%. Dice Daten der Schweizer Erhebungen weichen insofern von den deutschen Daten ab, als feminine Pronomen etwas h�ufiger sind als neutrale. Damit wurde – wenn auch ebenfalls insgesamt selten (18,4%) – in den Schweizer Erhebungen am h�ufigsten eindeutig auf Fridas Geschlecht Bezug genommen. In den luxemburgischen Erhebungen wurde pronominal i. d. R. maskulin auf Frida referiert. Hier zeigt sich, dass Namenf�higkeit die Voraussetzung f�r das geschlechtskongruente Neutrum ist: Auf Frida wurde in den luxemburgischen Erhebungen nie mit ihrem Rufnamen referiert. Wird eine H�ndin mit dem Rufnamen benannt, ist das weibliche Neutrum im Luxemburgischen aber g�glich, cf. Beispiel (1) und Absatz 5.4. Da auch der neutrale Artikel f�r Frida insgesamt selten vorkam, ist davon auszugehe

n, dass die neutralen Pronomen ebenfalls nicht n�heindizierend sind, sondern mit neutralen Appellativen kongruieren. Daten zur anaphorischen Kongruenz aus dem oben genannten, auch zur Veranschaulichung der Referenz auf Miriam genutzten Sample (cf. Busley in Vorb.) bieten weiteren Aufschluss, cf. Abbildung 4. Dice Daten stammen aus dem n�rdlichsten Teil des Neutrumgebiets, in dem das Neutrum f�r Frauen hochfrequent ist.

Genus anaphorischer Pronomen zu Rufnamen und Appellativen f�r H�ndin Frida, n = 169 (Methode: Videoexperiment, ausgew�hlte Ortspunkte)
Abbildung iv
Genus anaphorischer Pronomen zu Rufnamen und Appellativen f�r H�ndin Frida, due north = 169 (Methode: Videoexperiment, ausgew�hlte Ortspunkte)

Der Auswertung liegen insgesamt 143 (84,6%) maskuline, 17 (10,i%) neutrale und 9 (5,3%) feminine Pronomen zugrunde. Als Antezedens wurde jeweils das letzte Bezugsnomen f�r Frida vor dem Pronomen bestimmt. Da die Anzahl anaphorischer Pronomen zu Rufnamen insgesamt gering ist (18 Belege), wurde das Rufnamengenus20 bei der Auswertung nicht ber�cksichtigt. Anaphorische Pronomen zu femininen Appellativen liegen nicht vor.

Es deutet sich an, dass das Femininum wahrscheinlicher wird, wenn das Pronomen einem Rufnamen folgt. Anthropomorphisierung und Sexuskongruenz sind eng assoziiert. Es liegen nur drei neutrale Pronomen vor, die sich auf einen neutralen Rufnamen r�ckbeziehen (et Frida . et).21 Maskuline Pronomen �berwiegen hingegen nicht nur bei R�ckbezug auf ein maskulines Appellativ (i. d. R. Hund), sondern auch auf neutrale Appellative (i. d. R. H�ndchen) und Rufnamen. Bei den neutralen Pronomen, die auf neutrale Appellative folgen, handelt es sich h�chstwahrscheinlich um rein formale Kongruenzen, da sie bei Bezug auf maskuline Appellative nicht auftreten. Bei menschlich-weiblicher Referenz ist den hier untersuchten Dialekten gemein, dass die Soziopragmatik auch grammatische Kongruenzregeln brechen und z. B. nicht nur feminin klassifizierte Rufnamen (die Miriam . es), sondern auch feminine Appellative (die junge Frau . es) neutral pronominalisiert werden k�nnen (cf. Busley/Fritzinger in diesem Band). In diesen Kontexten ist das nominale Femininum das ‚falsche' Genus, das am Pronomen korrigiert wird. Bei der Referenz auf dice H�ndin bricht das Genus allerdings Richtung Maskulinum, das Neutrum bzw. Femininum wird korrigiert, cf. Beispiel (xiii):

(thirteen) jetz h�lld et wahrscheinlisch jet ze fresse russ. ja. united nations jidd et dem h�ndche (due north.) ze fresse. strisch et (n.) imme noch. und jetz h�dd ed em (m./n.) am lingksche. un fifty�tt en (m.) spr�nge. un 50�tt en (k.) chiliad�nnsche maache. un jetz h�t e (m.) widde jet jefange. un brengt dat dann zer�ck.

‚Jetzt holt es wahrscheinlich etwas zu fressen heraus. Ja. Und gibt es dem H�ndchen zu fressen. Streichelt es immer noch. Und jetzt lid es ihm am Leinchen. Und fifty�sst ihn springen. Und l�sst ihn M�nnchen machen. Und jetzt hat er wieder etwas gefangen. Und bringt das dann zur�ck.'

(Videoexperiment, Rheinbach, Ripuarisch, grand�nnl., 82 J.)

5.iii Schweiz: Wimmelbild

Dice Schweizer Erhebungen wurden f�r spezielle Fragestellungen (Genuszuweisung bei fremden Rufnamen und bei Referenz auf eine H�ndin) mit einer Wimmelbild-Aufgabe erg�nzt. Den Gew�hrspersonen wurde dazu eine Zeichnung mit verschiedenen Frauen und einer H�ndin vorgelegt, die im Dialekt zu beschreiben waren. Insgesamt liegen 32 Wimmelbild-Gespr�che mit Rufnamennennungen f�r die H�ndin vor.

Wimmelbild zur Untersuchung der Genuszuweisung bei Referenz auf eine H�ndin (Daisy)
Abbildung v
Wimmelbild zur Untersuchung der Genuszuweisung bei Referenz auf eine H�ndin (Daisy)

Der Name der Figuren war in die Abbildung eingetragen, cf. Abbildung v. Die H�ndin wurde Daisy genannt, womit sie einen f�r Frauen eher untypischen, aber weiblich gegenderten Namen tr�gt.22 Bei Referenz auf die H�ndin wurden insgesamt 35 genusdistinkte Rufamenartikel produziert, cf. Tabelle 5.

Tabelle v

Artikelbelege nach Genus f�r H�ndin Daisy, due north = 35 (Methode: Wimmelbild)

Femininum Neutrum Maskulinum
17 (48,6%) 15 (42,8%) 3 (eight,half-dozen%)

Die Anteile an femininen und neutralen Belegen sind beinahe ausgeglichen. In den Schweizer Videoexperimenten wurde Frida zu 90,9% (70) feminin und nur zu 9,1% (7) neutral genusklassifiziert (cf. Abschnitt v.2). Der Methodenvergleich st�tzt die Annahme, dass der Rufname selbst Einfluss auf die Genuswahl nimmt: Wie in Abschnitt 2 beschrieben, tritt das Neutrum in der Schweiz insbesondere an Artikeln von weiblichen Hypokoristika auf -. auf. Die phonologische Struktur von Daisy scheint die Neutrumzuweisung dementsprechend zu beg�nstigen. Es finden sich au�erdem drei maskuline Artikelbelege, dice nicht das Geschlecht kodieren (dies tut der Name), sondern die Tierart (cf. Abschnitt 3). Dice dialektale Aussprache (14) und die Aussprachekorrektur (15) k�nnten darauf hindeuten, dass gerade bei Unvertrautheit des Rufnamens und dem damit einhergehenden fehlenden Sexushinweis das maskuline Hundegenus als Defaultgenus gew�hlt wird (sixteen):

(14) Und der D�isi isch der Hund, wo tuet bb�lle.

‚Und der Daisy ist der Hund, der bellen tut.'

(Wimmelbild, Hospental, H�chstalemannisch, weibl., 79 J.)

(15) Dasch dr Deisi, Deisi, dr Hund.

‚Das ist der Daisy, Daisy, der Hund.'

(Wimmelbild, Visperterminen, H�chstalemannisch, g�nnl., 80 J.)

(16) Und dene ch�g noch dr Deisi, dasch d�ngg der Hund.

‚Und dann west�rde noch der Daisy kommen, das ist wahrscheinlich der Hund.'

(Wimmelbild, Elm, H�chstalemannisch, m�nnl., 56 J.) Zum Pronominalgenus gibt Tabelle 6 einen �berblick:

Tabelle 6

Pronominalbelege nach Genus f�r H�ndin Daisy, due north = 28 (Methode: Wimmelbild)

Femininum Neutrum Maskulinum
3 (10,7%) two (seven,i%) 23 (82,two%)

Wie die Daten zeigen, verh�lt sich das Pronominalgenus hinsichtlich des Maskulinumanteils diametral zum Artikelgenus: Das Maskulinum �berwiegt, w�hrend Femininum und Neutrum etwa gleich selten vorkommen. Damit wird auch hier das Femininum des Rufnamens pronominal nicht wieder aufgenommen und ebenso das formal zugewiesene Neutrum nicht zugunsten des sexuskongruenten Femininums, sondern des auf das Konzept ‚Hund' referierenden Maskulinums korrigiert.

5.4 Luxemburg: L�ckentextaufgabe

F�r das Luxemburgische liegen zudem Daten von ii'242 Luxemburgisch-MuttersprachlerInnen aus einer L�ckentextaufgabe (Online-Umfrage) f�r dice Referenz auf dice H�ndin Kira vor. Der konkrete Abfragekontext, mithilfe dessen die Genuszuweisung an drei Personalpronomen untersucht wurde, ist (17) zu entnehmen:

(17) D' Famill Weber krut viru Kuerzem en Hond aus dem D�ierenasyl. E Fr�nd vun der Famill ass op Besuch, fir e kennenzel�ieren. Den H�r Weber zielt: „ heescht Kira. Mir hunn aus dem D�ierenasyl. D' Kira spillt immens one thousand�ren, mee bei Friemen ass nach east b�sse schei." ‚Die Familie Weber hat vor Kurzem einen Hund aus dem Tierheim bekommen. Ein Freund von der Familie ist zu Besuch, um ihn kennenzulernen. Der Herr Weber erz�hlt: „ hei�t Kira. Wir haben aus dem Tierheim. Das/Dice Kira spielt sehr gerne, aber bei Fremden ist noch ein bisschen scheu."'

Dice Pronomenwahl bei der ersten Fifty�cke zeigt, dass das Neutrum (74,seven%) deutlich pr�feriert wird; maskuline Personalpronomen sind zu 22,5% belegt, cf. Tabelle 7. Zum Teil wurden von den Gew�hrspersonen auch maskuline und neutrale Formen angegeben (2,3%), das Femininum ist hingegen nur in Einzelf�llen belegt und ist somit bei der Referenz auf eine H�ndin bei bekanntem Rufnamen nahezu ausgeschlossen. Besonders hervorzuheben ist jedoch der hohe Neutrumanteil trotz vorangehendem maskulinem Hond ‚Hund' und entsprechend vorgegebenem maskulinem Pronomen.

Tabelle vii

Pronominalbelege nach Genus f�r H�ndin Kira – 1. L�cke, n = 2'242 (Methode: L�ckentext, Online-Erhebung)

Femininum Neutrum Maskulinum Maskulinum & Neutrum Neutrum & Fe- mininum
nine (0,4%) 1.675 (74,7%) 505 (22,5%) 52 (2,three%) 1 (0,0%)

Aus den Daten geht unter Ber�cksichtigung des Alters der Gew�hrspersonen dar�ber hinaus hervor, dass der Gebrauch neutraler Personalpronomen in den j�ngeren Generationen zunimmt: W�hrend der Anteil neutraler Formen in der �ltesten Altersgruppe bei etwa 50% liegt, betr�gt er bei den J�ngsten �ber 90%, cf. Abbildung six. Im Gegenzug nimmt das Maskulinum von den �ltesten hin zu den j�ngsten Gew�hrspersonen stetig ab. Diese Tendenz stimmt auch mit der allgemeinen Feststellung �berein, dass das Maskulinum bei der Referenz auf H�ndinnen fr�her bedfellow state of war (cf. Abschnitt 3).

Pronominalbelege nach Genus f�r H�ndin Kira – 1. L�cke nach Alter der Gew�hrspersonen, n = 2'242 (Methode: L�ckentext, Online-Erhebung)
Abbildung six
Pronominalbelege nach Genus f�r H�ndin Kira – 1. L�cke nach Alter der Gew�hrspersonen, n = 2'242 (Methode: L�ckentext, Online-Erhebung)

Da mit der Aufgabe die Genuszuweisung an insgesamt drei Personalpronomen abgefragt werden konnte, ist auch dice Analyse der gew�hlten Formen in einer fifty�ngeren Referenzkette thou�glich. Dabei ist festzustellen, dass die Pronomen mehrheitlich bei allen L�cken das gleiche Genus aufzeigen, sodass zu 74,0% durchgehend neutrale (Due north + N + North) und zu 12,0% durchgehend maskuline (One thousand + One thousand + Yard) Pronominalformen gew�hlt wurden (cf. Tabelle viii). Damit zeigt sich auch ein gro�er Unterschied zur Genuswahl bei der H�ndin Frida aus dem Videoexperiment (cf. Abschnitt five.2), bei dem das Neutrum f�r das Luxemburgische kaum belegt ist, was allerdings auch auf die ausbleibende Nennung des Rufnamens zur�ckzuf�hren ist. Wird der Rufname hingegen (wie in dieser Aufgabe) genannt, ist das Neutrum durchaus das unmarkierte Genus bei weiblichen Hunden.

Tabelle 8

Kombinationen der Pronominalbelege nach Genus f�r H�ndin Kira – iii Fifty�cken, n = ii'234 (Methode: L�ckentext, Online-Erhebung)

Northward + N + N K + One thousand + M One thousand + Grand + Due north andere
one'653 (74,0%) 267 (12,0%) 210 (9,4%) 104 (four,7%)

Auf den ersten Blick auff�llig ist die Kombination von zwei maskulinen und einem neutralen Pronomen bei der Referentin Kira (M + M + N mit nine,4%, cf. Tabelle 8). Betrachtet homo jedoch erneut den konkreten Abfragekontext (cf. (17)), wird deutlich, dass der Genuswechsel (bei der dritten L�cke) genau dort erfolgt, wo der Rufname Kira in der Subjektposition steht und das vorangegangene maskuline Appellativ Hond (inkl. maskulinem Personalpronomen) somit als Einflussfaktor f�r ein maskulines Pronomen in der dritten L�cke in den Hintergrund r�ckt. Auch unter Ber�cksichtigung des Alters der Gew�hrspersonen zeichnet sich die Tendenz ab, dass – entsprechend zu den Ergebnissen aus Abbildung 6 – j�ngere Generationen h�ufiger durchgehend neutrales Genus w�hlen als �ltere und es im Umkehrschluss vermehrt �ltere Gew�hrspersonen sind, die Maskulinum an allen Targets zuweisen (cf. Abbildung vii). Hinzu kommt die Feststellung, dass sich Belege f�r den Genuswechsel vom Maskulinum zum Neutrum in allen Altersgruppen finden.

Kombinationen der Pronominalbelege nach Genus f�r H�ndin Kira – 3 L�cken nach Alter der Gew�hrspersonen, n = 2'234 (Methode: L�ckentext, Online-Erhebung)
Abbildung 7
Kombinationen der Pronominalbelege nach Genus f�r H�ndin Kira – 3 L�cken nach Modify der Gew�hrspersonen, n = 2'234 (Methode: 50�ckentext, Online-Erhebung)

Im Gegensatz zu den vorgestellten Daten zum Hund geht aus vergleichbaren Daten aus der Spracherhebungs-App Schn�ssen (cf. (18)) hervor, dass die Referenz auf eine weibliche Katze im Luxemburgischen grundlegend anders erfolgt, indem bei diesem Referenzkontext das Femininum (97,9%) das deutlich pr�ferierte Genus zuungunsten des Neutrums (2,i%) ist, cf. Tabelle 9.

(18) D' Famill Weber huet s�it Kuerzem eng Kaz aus dem D�ierenasyl. heescht Luna.23

‚Die Familie Weber hat seit Kurzem eine Katze aus dem Tierheim. hei�t Luna.'

Tabelle 9

Pronominalbelege nach Genus f�r die weibliche Katze Luna, north = 243 (Methode: Schn�ssenApp)

Femininum Neutrum
238 (97,9%) 5 (2,1%)

W�hrend demnach das Femininum bei Bezugnahme auf eine H�ndin mit weiblichem Rufnamen ausgeschlossen ist, ist es bei der Referenz auf die Katze Luna der unmarkierte Normalfall. Dieser Unterschied wurde mitunter auch von Gew�hrspersonen in Kommentaren in der OnlineErhebung hervorgehoben, cf. (19) und (twenty).

(19) Komescherweis donkey een weiblechen Hond een ‚lid', mee wann ech vu menger Katz schwaetzen, ass et eng ‚si'?!?

‚Komischerweise ist ein weiblicher Hund ein ‚Hatt' [= Es], aber wenn ich von meiner Katze spreche, ist es eine ‚Si' [= Sie]?!?'

(Online-Erhebung, Luxemburgisch, weiblich, 40-49 J.)

(20) vun enger Kaz schw�tzen ech �mmer mat ‚si', ausser et ass erwisenerweis e Kueder, dann ass et ‚hien'. Vun engem Hond, �mmer vun ‚hien' ausser et ass secher eng Mudder, mee da soen ech ‚hatt' (ganz sechjer net ‚si') -keng Ahnung firwat!

‚von einer Katze spreche ich immer mit ‚si' [= sie], au�er es ist erwiesenerweise ein Kater, dann ist es ‚hien' [= er]. Von einem Hund immer von ‚hien' [= er] au�er es ist sicher ein weiblicher, aber dann sage ich ‚hatt' [= es] (ganz sicher nicht ‚sie' [= sie]) – keine Ahnung, warum!'

(Online-Erhebung, Luxemburgisch, weiblich, twoscore-49 J.)

Sexuskongruenz wird bei der Referenz auf eine weibliche Katze somit mit dem Femininum (und nicht wie bei dem Hund im Neutrum) hergestellt, was zus�tzlich durch das feminine „Katzengenus" beg�nstigt wird. Kommentar (20) deutet darauf hin, dass auf Kater hingegen im Maskulinum referiert wird.24 Hierzu liegen allerdings bisher keine Daten vor, sodass diese Annahme in einer weiteren Untersuchung �berpr�ft werden muss.

6 Fazit

Die vorliegende Untersuchung hat aufgedeckt, dass die sexuskongruente Genuszuweisung bei der Referenz auf weibliche Hunde stark mit einem semantisch motivierten Maskulinum konkurriert. Dieses chapeau sich von seinem urspr�nglichen Genusspender Hund entkoppelt und �berwiegt auch bei Pronomen, die sich nicht auf eine maskuline Hundebezeichnung, sondern auf neutrale und feminine Antezedenzien (Appellative, Namen) r�ckbeziehen. Dies �berrascht umso mehr vor der Tatsache, als die Sexusmarkierung am Hundenamen im 20. Jahrhundert stark zugenommen hat. Allerdings sind maskulin klassifizierte Namen f�r H�ndinnen, die historisch wohl durchaus �blich waren, in den erhobenen Daten nicht mehr belegt (bis auf drei Ausnahmen, cf. v.three).

Damit scheint die Praxis, mit einem maskulinen, prototypischen R�dennamen auf eine H�ndin zu referieren, obsolet zu sein. Die zunehmende Anthropomorphisierung des Hundes manifestiert sich zun�chst am Namen, indem zunehmend Anthroponyme mit sexuskongruentem Genus gew�hlt werden. Diese betrifft insgesamt wahrscheinlich insbesondere das eigene Haustier, denn die Quote an Rufnamenreferenzen state of war f�r die den Gew�hrspersonen fremde H�ndin Frida im Videoexperiment vergleichsweise gering. Wurde der Rufname verwendet, dann im Femininum – erstaunlicherweise h�ufig auch in solchen Dialekten, in denen das Neutrum bei weiblichen Rufnamen eigentlich grammatikalisiert ist. D. h. es wird zwar nicht mehr zum Maskulinum, aber zum Distanzgenus Femininum gegriffen.

Die Untersuchung hat damit die Grenzen des weiblichen Neutrums – und im Pronominalbereich auch des Femininums – in den deutschen Dialekten als �berwiegend auf den Humanbereich eingeschr�nkt ausgelotet. Damit zeigt sich, dass Geschlecht ein prim�r dem Menschen zugeschriebenes Konzept ist und bei Tieren nur in relevanten Kontexten aktiviert wird (z. B. Fortpflanzung, starke Individualisierung). Gest�tzt wird diese These durch die Tatsache, dass appellative Referenzen auf H�ndin Frida nie sexusdefinit sind. Dar�ber hinaus transportiert das soziopragmatische Genuszuweisungssystem sozial differenzierende Merkmale wie Alter und Status, die f�r dice Referenz auf Tiere nicht nur keine Rolle spielen, sondern ihnen gar nicht zukommen m�nnen. Es muss an dieser Stelle offen bleiben, ob das Maskulinum in Variet�ten (andere Dialekte, standardnahe Variet�ten), die das soziopragmatische Genussystem nicht kennen, bei der Referenz auf H�ndinnen ebenfalls sehr frequent ist, oder ob es sich hier prim�r um eine Ausweichstrategie handelt, die soziopragmatisch aufgeladenen Genera bei der reinen Referenz auf Sexus zu meiden. Da m�nnliche Genderisierungen des Hundes ebenfalls Einfluss aus�ben k�nnen, due west�ren Untersuchungen zur Referenz auf Tiere anderer Arten aufschlussreich. Diesbez�glich hat sich der diatopische Vergleich mit dem Luxemburgischen als erhellend erwiesen: Hier ist bei Verwendung des Rufnamens – und nur dann – auch bei der Referenz auf H�ndinnen das neutrale Pronomen die Regel, was all-time�tigt, dass im Luxemburgischen die reine Sexusinformation bei nicht-distanzierender Referenz nur noch mit dem Neutrum kodiert werden kann.

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Notes

1 Seiner Untersuchung hat sich das trinationale Projekt „Das Anna und ihr Hund – Weibliche Rufnamen im Neutrum. Soziopragmatische vs. semantische Genuszuweisung in Dialekten des Deutschen und des Luxemburgischen" gewidmet (2015-2020). Es handelte sich um ein D-A-CH-Verfahren mit Germany, der Schweiz und Luxemburg, finanziell unterst�tzt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), den Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und den Fonds National de la Recherche Grand duchy of luxembourg (FNR), unter der Leitung von Prof. Dr. Helen Christen (Universit�t Freiburg i. �.), Prof. Dr. Peter Gilles (Universit�t Luxemburg) und Prof. Dr. Damaris N�bling (Johannes Gutenberg-Universit�t Mainz).

2 Cf. ausf�hrlich zu historischen Entwicklungen und aktuellen Tendenzen in der Namengebung bei Hund und anderen Haustieren die Beitr�ge im Sammelband von Dammel/North�bling/Schmuck (2015).

3 In h�chstalemannischen Dialekten im S�den der Deutschschweiz sowie im Walser Dialekt deutschsprachiger Exklaven in Oberitalien ist das Neutrum auch bei Referenz auf erwachsene Grand�nner belegt. W�hrend der neutrale Rufnamenartikel in den Dialekten des Oberwallis, des Urserentals sowie des Berner Oberlands (v. a. Saanenland) ausschlie�lich bei modifizierten Rufnamen auf -. auftritt (z. B. ds H�nsi zu Hans), sind neutrale Vollformen (z. B. ds Edmond) im Aostatal vorhanden (cf. Z�rrer in diesem Ring). Das neutrale Pronomen ��southward kann im Wallis exophorisch auf m�nnliche Personen verweisen, in S�dwalser Dialekten ist das Neutrum sogar obligatorisch geworden.

4 Dies zeigt sich auch im Bereich der Verwandtschaftsnamen, wo dice hypokoristischen i-Formen f�r weibliche Verwandte (Mueti/Mami, Gotti, Tanti) in allen Dialekten das neutrale Genus f�hren, w�hrend entsprechende Formen f�r m�nnliche Verwandte (Vati/Papi, Chiliad�tti) fast ausnahmslos im Maskulinum stehen. Ausnahmen sind wiederum im H�chstalemannischen zu finden, wo analog zu den Rufnamenneutra auch ds Vati n. belegt ist (cf. Christen/Baumgartner in diesem Ring).

5 Indizien hierf�r liefern z. B. auch die Studien von Deffler et al. (2016), wonach Eltern nicht nur Kindernamen miteinander verwechseln, sondern auch Namen von Kindern und Haushunden vertauscht werden. Dass bisweilen ein falscher Name abgerufen wird, mag daran liegen, dass die Individualnamen der Beziehungskategorie ‚Familienmitglied' gemeinsam abgespeichert sind.

half dozen Schaab hat 1024 Hundenamen aus Brankys Sammlung untersucht, die allerdings reale und literarische Hundenamen nicht trennt.

seven Ein Online-Fragebogen in sprachlich angepassten Versionen (Luxemburg: Standardsprache; Frg und Schweiz: Substandard) diente einem ersten �berblick �ber die Variation neutraler und femininer Genuszuweisung und dice areale Verbreitung der Neutra. Mittels verschiedener Aufgabentypen (Multiple-Choice-Fragen, �bersetzungsaufgaben, 50�ckentexte, Aufgaben mit freier Antwortm�glichkeit) wurde das Genus der Targets (Definitartikel, Pronomen, Possessiva) zu den betreffenden Referenzformen (Rufnamen, Verwandtschaftsbezeichnungen) abgefragt. Au�erdem enthielt der Online-Fragebogen metasprachliche Fragen zum Gebrauch der Neutra inkl. einer Frage zur Genuszuweisung bei Referenz auf weibliche (Haus-)Tiere.

viii Der Name N�ck ist intransparent und geht evtl. auf einen Lockruf f�r Tiere zur�ck (cf. RhWB Bd half-dozen: Sp. 261).

9 Laut RhWB (Bd 6: Sp. 1001) war der Proper name Plutofr�her besonders f�r 1000�nnliche Jagdund H�hnerhunde verbreitet.

10 In einem angrenzenden, wesentlich kleineren Areal herrscht allerdings die urspr�nglich weibliche Bezeichnung Tiewe vor.

11 Die Hundebezeichnungen wurden mithilfe eines GIFs, auf dem zwei (kleine bis mittelgro�e) Hunde zu sehen waren, abgefragt. Zu den Methoden der Schn�ssen-App cf. Entringer et al. (im Druck).

12 Mupp/Thou�pp sind Varianten zu der Hunderassenbezeichnung Mops, die in den Dialekten zum Oberbegriff f�r alle Hunderassen generalisiert ist. Die Hunderasse Mops stammt wie deren Bezeichnungen urspr�nglich aus den Niederlanden (cf. Pfeifer et al. 1993: southward. five. Mops).

13 F�r letzteren Bildungstyp finden sich �ber Google illustrative Belege. Beispielsweise hei�t es in der �berschrift zu einem Zwischenfall in Oberbayern: „Feuerwehr lockt Dackelin aus Dachsbau" (Oberbayerisches Volksblatt 2014). ben, die durch Daten aus einer in der Schweiz durchgef�hrten Wimmelbild-Methode (five.three) erg�nzt wird. F�r das Luxemburgische liegen au�erdem zahlreiche Pronominalbelege aus einer in der Online-Umfrage durchgef�hrten L�ckentext-Methode vor (v.4). Sie bieten Aufschluss zur Genuswahl bei der Referenz auf einen fiktiven Nachbarshund.

14 Es handelt sich um dice Orte Kerkrade (NL), Aachen, Merken und Rheinbach (Ripuarisch), Linz am Rhein und Gebhardshain (ripuarisch-moselfr�nkisches �bergangsgebiet), Mardorf (Zentralhessisch), Haine (Nordhessisch), Ehringen (Westf�lisch) und Lutter (Thursday�ringisch).

15 G1 ist m�nnlich und zum Zeitpunkt der Erhebung (2016) 73 Jahre alt, G2 m�nnlich und 72 Jahre alt.

16 �bersetzung: G1: Jetzt geht es um das Miriam. Und das Miriam ist im Bad und due west�scht sich gerade dice H�nde. Macht den Kran zu. Putzt sich jetzt die H�nde am Handtuch ab. Und legt das Handtuch zusammen. Und dann f�ngt es an, sich die Augen einzuschmieren. ((lacht)) Ich wei� nicht, wie man das nennt. G2: Macht sich sch�northward. G1: Ja. Macht sich sch�northward. Aha. Und dann nimmt es noch einen Lippenstift und zieht sich die Lippen nach. Und jetzt ist es drau�en. Im Freien. Und hat einen kleinen Hund. Einen ganz kleinen Hund. Und streichelt den Hund. Und dann gibt es dem H�ndchen auch etwas zu fressen. Lid es gerade aus der Tasche geholt. Gibt dem Hund etwas zu fressen. Jetzt spielt es mit dem H�ndchen. Und wirft etwas weg. Und das H�ndchen, der kleine Hund soll das holen. Und jetzt kommt es mit dem Hund wieder nach Hause. Geht durch die Stra�east. Und jetzt kommt es mit dem Hund zur T�r herein. In die Wohnung. Und macht die Leine vom Hund ab. Kann der Hund alleine laufen. Die Leine h�ngt es an die T�r. Hinter der T�r ist ein Haken. H�ngt es die Leine auf. Und dann zieht es den Mantel aus. H�ngt den Mantel auch an den Haken. Und seinen Schal h�ngt es auch an den Haken. Dann zieht es die Schuhe aus. Und stellt die vor eine Blume. Ende.

17 Der schwache Definitartikel ist im Luxemburgischen in allen (belegten) F�llen genusindistinkt: Im Nominativ und Akkusativ besteht Synkretismus zwischen dem Femininum und dem Neutrum (d'Frida ‚das/dice Frida'), im Dativ hingegen sind das Neutrum und das Maskulinum nicht an der Oberfl�che zu unterscheiden (dem Frida ‚dem [N/Thou] Frida').

xviii Die Daten zum Zentralhessischen stammen aus Mardorf, hier ist der Artikel weiblicher Rufnamen ausnahmslos neutral. Genus kann hier nur am Pronomen variieren (cf. Busley in Vorb.). Die Neutrumbelege aus dem Hochalemannischen stammen von drei Probandinnen, von denen zwei auch bei Referenz auf dice weiblichen Protagonistinnen in der Videobeschreibung das Neutrum h�ufig gebrauchen.

19 Hier handelt es sich um Pronomen im Dativ (dem, em), die keine formale Unterscheidung zwischen Maskulinum und Neutrum aufweisen.

20 In einigen F�llen wurde der Rufname ohne Artikel gebraucht und war somit nicht genusovert.

21 Zum Vergleich: Im gleichen Sample liegt f�r Fridas Frauchen Miriam der pronominale Neutrumanteil bei 84% (274).

22 Dennoch kam es ofttimes zu einem Missverst�ndnis bzgl. des Referenzobjekts. In 14 weiteren Wimmelbild-Gespr�chen verweist der Rufname Daisy eindeutig auf eine Frau, so bspw. bei Gew�hrsperson LUw70: D Deisi goot mit em Hund go spaziere.

23 Der vorgegebene Satz sollte von den Gew�hrspersonen vorgelesen und die Fifty�cke gleichzeitig spontan erg�nzt werden.

24 Ein weiterer Unterschied zwischen der Referenz auf Hunde bzw. Katzen besteht darin, dass Lexeme f�r Kater in den Dialekten – anders (bzw. umgekehrt) als es f�r den Hund der Fall ist und f�r den Bezeichnungen f�r weibliche Tiere selten sind – kaum vorkommen. Hierauf wird etwa im RhWB (Bd 4: Sp. 254) verwiesen, sodass sowohl m�nnliche als auch weibliche Tiere mit Katzebezeichnet werden.

Source: https://www.redalyc.org/journal/6645/664572092007/html/

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